"Man
kann nicht lesen, was nicht zum Schreiben aufruft. Es fehlt die
Stimme, die der Übersetzer zuerst hören muss, um zuhören und
endlich antworten zu können", schreibt Norbert Hummelt,
anknüpfend an T.S. Eliots poetologische Überlegungen zu den
Stimmen der Dichtung.
Seit
über einem Jahrzehnt befassen sich die Lyriker und Übersetzer
Marcel Beyer und Norbert Hummelt im freundschaftlichen Austausch
über ihre unterschiedliche Wahrnehmung mit den Four Quartets,
T.S. Eliots letztem Gedichtzyklus (1936 - 1943). Ihnen schwebt eine
Neuübertragung ins Deutsche vor, die über die bisherige
Übersetzung hinausgeht. "Geplant ist, dass jeder von uns
beiden die Four Quartets nach seinem eigenen Vermögen
überträgt, auf die eigene Herkunft horchend, zugleich für sich im
Schreiben von Gedichten begriffen, um daraufhin eine dritte
gemeinsame Fassung zu erstellen, die einen Blick auf Eliots
englische Verse ermöglichen soll, der nicht von jenen
Nachkriegsauffassungen und -kompromissen einer Übersetzung geprägt
ist, wie sie das Original nicht kennt." (Beyer)
Other
echoes
Inhabit
the garden. Shall we follow?
Quick,
said the bird, find them, find them,
Round
the corner. Through the first gate,
Into
our first world, shall we follow
The
deception of the thrush?
Im
Garten
Leben
andere Echos. Gehen wir?
Los,
sagte der Vogel, such sie, such sie,
Um
die Ecke. Durch das erste Tor,
In
unsere erste Welt, gehen wir
Der
Drossel auf den Leim?
(Beyer)
Noch
mehr Geräusche
Bewohnen
den Garten. Sollen wir hinterher?
Schnell,
sprach der Vogel, fangt sie, fangt sie,
Gleich
um die Ecke. Durchs erste Tor
In
unsere erste Welt, soll´n wir der Täuschung
Der
Amsel folgen?
(Hummelt)
Im
Gespräch der beiden über Beispiele ihrer Übertragungen geht es
auch um eine Kritik der bisherigen Eliot-Übersetzungen und ihrer
Intentionen, die bereits eine lebhafte literaturwissenschaftliche
Diskussion hervorgerufen haben. Dabei fällt auch neues Licht auf
die Vier Quartette selbst, für Hummelt "bis heute ein
sehr geheimnisvolles Buch, eins der schönsten Gedichtbücher, die
ich kenne", seine musikalische Struktur und Klangqualität und
seine Stellung im Leben und Dichten T.S. Eliots.
Marcel
Beyer, geb.
1965. Romane (Das Menschenfleisch 1991, Flughunde
1995, Spione 2000) und Gedichtbände (Walkmännin,
1988/89, Brauwolke 1994, Falsches Futter 1997, Erdkunde
2002), Essays (Nonfiction 2003), Übersetzungen aus dem und
in das Englische (E.E. Cummings, William S. Burroughs, Michael
Hofmann, Gertrude Stein, Max Ernst und Kurt Schwitters). Seit 1987
Zusammenarbeit mit Norbert Hummelt. Zahlreiche Preise, zuletzt
Heinrich Böll-Preis der Stadt Köln.
Norbert
Hummelt, geb. 1962 in Neuss,
studierte Anglistik und Germanistik und lebt heute in Köln.
Lyriker, Essayist und Übersetzer sowie Redaktionsmitglied der
Zeitschrift text + kritik..Veröffentlichungen u.a. Gedichtbände: singtrieb
(Buch und CD, Urs Engeler 1997) knackige codes (Galrev 1993) Zeichen
im Schnee (Luchterhand 2001), Bildstock (Kunstverein
Hasselbach 2003), Stille Quellen (Luchterhand 2004), Essays
zur Romantik und Moderne, Übersetzungen (u.a. T.S. Eliot, Inger
Christensen). 1996 Rolf-Dieter-Brinkmann-Preis, 1998 Mondseer
Lyrikpreis, 2002 New York Stipendium des Deutschen Literaturfonds.
Eine
Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Köln in Kooperation
mit dem Anderen Buchladen
Ort:
Der
andere Buchladen. Universität/Sülz im Weyertal 32 am De-Noèl-Platz
Tel.416325;
Fax.442048;
Email: der-andere-buchladen-koeln@t-online.de
Eintritt 5,00 €,
Studenten, Schüler, Rentner 4,00 €
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