Heiner
Müller(1929 – 1995) gilt
als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker des 20.
Jahrhunderts. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands schreibt
Müller nur noch ein Stück. Dafür äußerte er sich zunehmend in
mündlicher Form. Ob mit Büchner-Preisträger Alexander Kluge oder
mit Frank Raddatz – Müllers Interviews sind einsame
intellektuelle Felsen in einem Meer von Dummheit.
Die
Gespräche des "Finsternisexperten" und
"Brecht-Nachfolgers" kreisen um die ewigen Müller-Themen
Sozialismus und Utopieverlust, Barbarei und Genuß, Demokratie und
Terrorismus - und natürlich immer wieder Deutschland:
"Natürlich sind zehn Deutsche dümmer als 5 Deutsche."
– "Es ging doch nicht um die Banane als Frucht, sondern um
ein Traumsymbol mit phallischer Bedeutung." – In der BRD
kommt Erotik in der Politik nur als Korruption vor." -
"Außerdem hat die BRD die Versprechungen des
Nationalsozialismus eingelöst. Jeder Deutsche kann mit einem
Volkswagen über die Autobahn rasen, den Müll fegen rechtlose
Ausländer weg, und die Bordelle sind voll mit Frauen aus Asien und
Afrika." – "Heute funktionieren die 68er oder sie saufen
und nehmen Drogen." – "In den Mc Donald´s-Läden sitzt
doch schon einen neue Menschenrasse, die begeistert Scheiße
schlürft."
Heiner
Müllers Interviews gehören zum Klügsten, Bösesten und, vor
allem, Witzigsten, was in den 90er Jahren in Deutschland gesprochen
und gedruckt wurde. Mit seinen zahllosen Bonmots, Brecht- und
Nietzsche-Anekdoten und klarsichtigen Analysen zelebriert Müller in
seinen Gesprächsmonologen kleine dialektische Lehrstücke zum
Nachdenken, Aufregen und Brüllen. Und vor allem: Die Interviews
Heiner Müllers sind solange von zeitlos-aktuelle Diamanten des
Denkens, wie es den Kapitalismus gibt.
Müller
starb 1995. Nicht umsonst hat Harald Schmidt seine Show erst
gestartet, als Müller nicht mehr konnte.
"Einmal
sind Interviews im Grunde lästig… Das andere ist sicher, dass man
in Gesprächen etwas leichtfertiger formulieren kann… Insofern
sind es mehr Performances, es hat vielleicht mehr mit Theater zu tun
als mit Literatur. Man produziert sich auch in dem Sinne, in dem
sich Leute auf der Bühne produzieren. Außerdem ist egal, was man
Gestern gesagt hat." (Heiner
Müller)
Ausgewählt
und gelesen werden die Interviews von Robert Griess (Kabarettist und
Autor) und Thomas Schober (Regisseur und Werbetexter), Markus
Quabeck begleitet am Kontrabass & Tischstaubsauger.
Der
andere Buchladen. Universität / Sülz im Weyertal 32 am De-Noèl-Platz
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Kartenvorverkauf
3,50 €, Abendkasse 5,00 €
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